Photovoltaik im Winter
Eine PV-Anlage ist keine „Sommermaschine“. Auch im Winter wandelt sie Licht in Strom um – nur eben weniger. Entscheidend ist zu verstehen, warum der Ertrag geringer ist, welche Rolle Schnee, Verschattung und Technik spielen und was man auf keinen Fall tun sollte.
1. Warum ist der PV-Ertrag im Winter niedriger?
Es kommen drei Effekte zusammen:
- Kürzere Tage
Im Dezember haben wir nur 7–8 Sonnenstunden Tageslänge – im Juni oft das Doppelte. Weniger Lichtzeit = weniger Energie. - Tiefere Sonnenstände
Die Sonne steht flacher, der Einstrahlungswinkel ist schlechter, Hindernisse werfen leichter Schatten (Bäume, Nachbarhäuser). - Mehr diffuses Licht
Viele Wintertage sind bedeckt. PV-Module können diffuses Licht zwar nutzen, aber der Ertrag liegt deutlich unter einem klaren Sommertag.
👉 Darum liegt der Anteil des Winterhalbjahrs (Oktober bis März) in Deutschland oft nur bei 15–25 % des Jahresertrags – je nach Dachausrichtung und Standort. Das ist kein Fehler der Anlage, sondern Physik.
2. Gute Nachricht: Kälte macht Module effizienter
Das wird oft vergessen: PV-Module arbeiten bei niedrigen Modultemperaturen effizienter.
An klaren, kalten Wintertagen (Sonne + Schneeumgebung) können kurzfristig sogar sehr ordentliche Leistungen anliegen. Der begrenzende Faktor ist also nicht das Modul, sondern die verfügbare Strahlung.
3. Was macht der Schnee?
Hier muss man sauber unterscheiden:
- Leichter, rutschender Schnee auf steilen Dächern (30–40°) rutscht oft von allein ab, wenn die Sonne kommt.
- Nasser, festgefrorener Schnee kann Module komplett abdecken – dann kommt kein Licht ans Glas → kein Ertrag in dieser Zeit.
- Bei flachen Dächern oder sehr flachen PV-Gestellen bleibt Schnee länger liegen.
Das ist kein Anlagenfehler und auch kein Mangel der Module. PV braucht Licht – wenn das Glas verdeckt ist, produziert sie nicht.
Soll man Module freiräumen?
Im Regelfall: nein.
- Mechanische Reinigung mit Besen, Schaufel, Streusalz o. Ä. kann die Glasoberfläche beschädigen.
- Auf schneebedeckten Dächern zu laufen ist ein Sicherheitsrisiko.
- Oft lohnt der Aufwand für 1–3 Tage Ertrag gar nicht.
Ausnahme: gewerbliche Anlagen mit dauerhaftem Ertragsmonitoring, wo ein längerer Stillstand teuer wäre – dann aber bitte mit geeigneten Hilfsmitteln und Fachfirma.
4. Verschattung im Winter stärker im Blick behalten
Weil die Sonne flacher steht, verschatten Bäume, Antennen oder Nachbardächer im Winter stärker.
Moderne Anlagen sind meist so geplant, dass:
- String-Aufteilung sinnvoll ist,
- oder Leistungsoptimierer / Modulwechselrichter eingesetzt werden (falls viele Teilverschattungen zu erwarten sind).
Trotzdem gilt: Eine Verschattung eines Moduls kann die Leistung eines ganzen Strings reduzieren. Wenn euch im Monitoring auffällt, dass die Anlage im Winter „spitzer“ auf Schatten reagiert als im Sommer – das ist normal.
5. Was kann man selbst optimieren?
- Monitoring nutzen
Einmal im Winter in die App / ins Portal schauen: Produziert die Anlage prinzipiell? Sind ganze Strings auf 0, obwohl kein Schnee drauf liegt? Dann kann es ein technisches Thema sein. - Schneelast beobachten
Wenn tagelang dicker Schnee liegt und gar nichts kommt, ist das die Erklärung – nicht die „schlechte Anlage“. - Verbrauch etwas verschieben
An klaren Wintertagen Waschmaschine / Spülmaschine eher in die Mittagszeit legen. Der Effekt ist kleiner als im Sommer, aber spürbar. - Keine Experimente auf dem Dach
Wenn Schnee weg soll: vom Fachmann, nicht selbst.
6. Technischer Realitätscheck
- Eine korrekt geplante PV-Anlage in Mitteldeutschland liefert im Winter deutlich weniger, aber immer noch nutzbaren Strom.
- Komplett verschneite Module bringen 0 % – das ist normal.
- Kurze Sonnentage mit klarer Luft können kurzzeitig sehr gute Leistung bringen – das spricht für eine technisch intakte Anlage.
- Wenn auch an mehreren sonnigen Wintertagen praktisch gar nichts kommt (und kein Schnee drauf liegt), dann sollte ein Techniker / Errichter drüberschauen (String ab, Wechselrichterstörung, DC-Stecker etc.).
7. Fazit
- Ja, PV funktioniert im Winter.
- Nein, die Erträge sind nicht mit Juni vergleichbar.
- Schnee auf dem Modul = kein Licht = kein Strom – das ist kein Mangel.
- Kälte ist sogar gut für die Module.
- Wer sein Monitoring kennt und weiß, was im Winter zu erwarten ist, ist deutlich entspannter.






